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  • AutorenbildAndré Nuding

Projektbeispiel: Planung von elektrotechnischen Anlagen für ein modernes und hocheffizientes RZ

Aktualisiert: 17. Aug. 2021

Unser Kunde beabsichtigte ein neues, modernes und hocheffizientes Rechenzentrum „auf der grünen Wiese“ zu bauen. Eine besondere Herausforderung war die Entwicklung eines Hochverfügbarkeitskonzeptes für die IT-Systeme, welches natürlich auch die Verfügbarkeit der elektrotechnischen Anlage umfasste. Die RÖWAPLAN AG war bereits in der Vorplanungsphase als Fachexpertise zur Dimensionierung und Analyse von möglichen elektrotechnischen 

Anlagen beratend involviert.

Für die Verfügbarkeit von Rechenzentren gilt im Wesentlichen die Norm DIN EN 50600, auf deren Basis wir erste Erläuterungen und Abstimmungen durchführten. Von den dort definierten Verfügbarkeitsklassen 1 bis 4 wählte unser Kunde, anhand der Erläuterung der Verfügbarkeitsklassen und der jeweiligen technischen Umsetzbarkeit, projektbezogen die Verfügbarkeitsklasse 3 aus. Bereits an dieser Auswahl wird deutlich, dass die höchste Verfügbarkeit nicht immer die geeignetste für die jeweilige Aufgabenstellung sein muss. Werden immer höchste Verfügbarkeiten angestrebt, sind auch stets höchste Kosten dafür zu bezahlen. Hier hat sich unser Kunde bewusst durch eine von uns vorbereitete und moderierte Abwägung von Aufwand und Nutzen für die Verfügbarkeitsklasse 3 entschieden. In der Einspeisung vom Energieversorger (EVU) wurde im späteren Planungsverlauf sogar auf die Verfügbarkeitsklasse 2, die einfache Einspeisung, reduziert.

Auf Basis dieser Vorgaben erfolgte die Planung der elektrotechnischen Anlage durch unsere Experten. Nach der Einspeisung ins Rechenzentrum erfolgte sowohl die Auslegung der Mittelspannungsanlagen und der Transformatoren als auch die Positionierung der unterbrechungsfreien Stromversorgungen vollständig redundant. Beide redundanten Stränge wurden durch Netzersatzanlagen abgesichert. Die beiden redundant aufgebauten Stromversorgungsstränge ziehen sich durch das gesamte Rechenzentrum, von der Niederspannung bis zur Steckdose. Über Stromschienen werden parallel aufgebaute Steckdosenleisten je Verteilerschrank angeschlossen. Dadurch besteht die Möglichkeit, jeden Server und jedes Endgerät im Rechenzentrum an zwei vollständig unabhängige Stromversorgungseinheiten anzubinden.

Im Zuge der Abstimmung der Planung entschied sich der Kunde für den Einsatz von batteriegestützten USV-Anlagen. Deren Dimensionierung wurde durch unsere Experten exakt auf die Parameter der Netzersatzanlage abgestimmt, sodass es im Störfall keinen Augenblick ohne zuverlässige Energieversorgung gibt.

Die Entwicklung, die Planung, der Aufbau und der Test einer hochverfügbaren Stromversorgung in Rechenzentren stellt eine hohe Anforderung an die Planer. Sie müssen die normativen Voraussetzungen, die Nutzeranforderungen, aber auch den Stand der Technik richtig einschätzen und umsetzen können. Zudem sind die Themen Verfügbarkeit, Sicherheit und Effizienz als genereller Maßstab hoch im Projekt verankert. Soll die hohe Investition in Hochverfügbarkeit im Notfall auch wirklich funktionieren, darf bei der planerischen Expertise nicht gespart werden. Das wurde in diesem Projekt mehr als deutlich. Entsprechende Testläufe, die nach Fertigstellung des Rechenzentrums durchgeführt wurden, bestätigten alle in der Konzeption erdachten und aufgebauten Ansprüche. Das, was der Kunde sich wünschte, wurde erreicht.

Die technische Anlage war aber nicht alles. Unsere Experten konnten noch eine Idee „draufsetzen“. In enger Abstimmung mit unserem Produkt CMS/CMDB – Planung, Entwicklung und Betrieb konnten wir eine vollständige Dokumentation der technischen Anlagen des Rechenzentrums in einer zentralen Datenbank sicherstellen. In dieser Datenbank werden, etwas verkürzt dargestellt, alle Bauteile des Rechenzentrums und auch die Server und Anlagen, die später in diesem Rechenzentrum eingebaut werden, dokumentiert. Durch diese ganzheitliche Dokumentation bestand die Möglichkeit, auch die redundante Stromversorgung mit den redundanten Netzteilen der Server und Geräte „logisch zu verknüpfen“. Im Betrieb kann unser Kunde so exakt nachvollziehen, welche technische Anlage für die Stromversorgung der Server und Anlagen genutzt wird. Dadurch können Testläufe exakt geplant und durchgeführt werden. Aber auch im Havariefall kann schnell festgestellt werden, welche Server von welchem Ausfall betroffen sind. Die Störungsbeseitigung kann damit deutlich verbessert werden. Durch das Zusammenspiel der Planung und der technischen Anlagen sowie deren Dokumentation in unserem Hause, konnten für den Kunden erhebliche Synergien erreicht werden. Der Betrieb ist einfacher und die Möglichkeiten der technischen Anlagen werden besser genutzt.

Im konkreten Fall plante RÖWAPLAN nicht nur die elektrotechnische Anlage und die Dokumentation, sondern auch alle anderen TGA-Gewerke. Der Kunde konnte dadurch mehrere Synergien an unterschiedlichen Stellen nutzen. Eines unserer besonderen Highlights ist die Planung aller TGA-Gewerke im BIM 3D-Modell. Besonders platzintensive technische Anlagen, wie die HKLS-Systeme, das Datennetz, aber auch die Elektrotechnik und hier insbesondere die Trassierung, werden in 3D entwickelt und bereits in der Planphase im Gebäude positioniert. Das Ganze wird mit dem Modell des Hochbaus verbunden. Durch die ganzheitliche Planung aller TGA-Gewerke durch RÖWAPLAN, im BIM 3D-Modell, konnten Kollisionen in den technischen Gewerken bereits frühzeitig in der Planung erkannt und korrigiert werden. Dadurch wurden kostspielige und zeitverzögernde Rück- und Umbauten im Projektverlauf vermieden. Unser Kunde sparte Zeit, Geld, aber auch Ärger. Die im BIM-Modell entwickelten Lösungen wurden am Ende des Projektes übergeben und dienen heute auch als Basis des Lifecycle Managements der Gebäudeinfrastrukturen im Rechenzentrum. Aus Projektdaten wurden Betriebsdaten.

Unser Rechenzentrumsprojekt war voll von Highlights. Einen letzten Aspekt möchten wir an dieser Stelle noch herausarbeiten: unser Blitzschutzkonzept. Für das Rechenzentrum wurde die Blitzschutzklasse I vorgesehen. Dazu wurde ein Blitzschutzpotentialausgleichsnetzwerk entwickelt und umgesetzt. In diesem Konzept werden alle metallischen Teile des Rechenzentrums miteinander verbunden und zu einem ganzheitlichen Konzept verknüpft. Im konkreten Fall wurden die Geschosslagen auch vertikal einbezogen, sodass sich ein Blitzschutzzonenkonzept und ein daraus abgeleitetes Störschutzzonenkonzept mit faradayschen Käfigen ergab. Alle Kabel und Leitungen, die in diese Störschutzzonen ein- und ausgespeist wurden, haben bezüglich des Blitzschutzes einen Überspannungsschutz erhalten. Hierfür wurden Überspannungsschutzgeräte eingesetzt. Durch dieses durchdachte, im gesamten Gebäude passiv und aktiv verankerte und konsequent umgesetzte Blitzschutz- und Potentialausgleichskonzept, konnten Störungen an den IT-Systemen, die auf Potentialunterschieden beruhen, erheblich minimiert werden. Zum Glück hat noch kein Blitz in das Rechenzentrum eingeschlagen. Wenn es aber passiert, so kann sich unser Kunde sicher sein, die nötigen präventiven Maßnahmen umgesetzt zu haben.  Er schützt damit seine wertvolle Technik und sorgt für eine hohe Verfügbarkeit.

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